Das Hormon Lexikon

Östrogen und Progesteron. Das sind die zwei wohl bekanntesten Hormone wenn es um unserem (weiblichen) Hormonhaushalt geht. Du kennst sie vermutlich auch, oder?

Jedenfalls gibt es da noch viel mehr! Unser Zyklus wird nämlich nicht nur von diesem Duo gesteuert und beeinflusst. Weiters sind das LH und das FSH (dir sehr wahrscheinlich auch ein Begriff) essentiell für einen funktionierenden Zyklus.

Aber auch die Hormone wie Testosteron, Cortisol, Cholesterin, die Schilddrüsenhormonen T4 und T3 und noch mehr, spielen in unserem Körper - und damit auch beim Zyklus - eine wesentliche Rolle.

Dieses Lexikon soll dir eine kleine Übersicht über die wichtigsten Hormone geben, denn bevor du deinen Zyklus verstehen kannst (siehe den 1. Blogpost: “wie zyklisch leben?”), musst du erst die Hormone besser kennenlernen. ☝🏽


Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH):
Dieses Hormon wird ab der Pubertät vom Hypothalamus (= Teil des Zwischenhirns) gebildet und fördert die Freisetzung der beiden Hormone LH und FSH in der Hypophyse (= Hirnanhangdrüse). Es ist quasi die Mutter aller weiblichen Hormone.

Follikel-Stimulierendes-Hormon (FSH):
Das FSH fördert das Wachstum und die Reifung des Eibläschens (= Follikel) im Eierstock*. Meist reifen 20-25 Follikel in einem Zyklus heran, aber nur einer wird groß bzw. stark genug um eine Eizelle vollständig heranreifen zu lassen. Dieser Follikel produziert schlussendlich Östrogene, die anderen Follikel (samt ihrer Eizellen) sterben ab und werden resorbiert.

*Es ist immer nur ein Eierstock aktiv - mal rechts, mal links, insofern beide Eierstöcke gesund und intakt sind.

Luteinisierendes-Hormin (LH):
Die großen Mengen an Östrogen lösen die Ausschüttung von LH aus, welches wiederum den herangereiften Follikel veranlasst, die Eizelle in den Eileiter zu entlassen (= Eisprung). Von hier aus ist die Eizelle in etwa 12-24h befruchtungsfähig* (= fruchtbare Tage).

*Achtung: auch wenn das Fruchtbarkeitsfenster so kurz ist, überleben Spermien bis zu 5 Tage im Genitaltrakt und können daher vor oder nach dem eigentlichen Eisprung immer noch zu einer Schwangerschaft führen!!!

Östrogen (besteht aus Estradiol, Estron & Estriol):
Es ist vor allem in der 1. Zyklushälfte aktiv und hat seinen Höhepunkt beim Eisprung (wo es sich dann mit dem Progesteron abwechselt). Östrogen unterstützt die Reifung der Eizelle im Follikel und macht den Zervixschleim (= Ausfluss) spinnbar, durchlässig und flüssig, damit die Spermien gut durchdringen können. Außerdem baut es gleichzeitig die Gebärmutterschleimhaut auf, damit sich in dieser - im Falle einer Schwangerschaft - die reife Eizelle einnisten kann.

Progesteron (Gelbkörperhormon):
Nach dem Eisprung verwandelt sich der Follikel in einen Gelbkörper, welcher das Progesteron bildet. Dieses Hormon stabilisiert nun die Gebärmutterschleimhaut, um die Einnistung der Eizelle möglich zu machen und eine mögliche Schwangerschaft zu unterstützen. Während das Östrogen ab dem Eisprung rasend sinkt, steigt der Progesteronwert rasend an. Tritt nach in etwa 12-15 Tagen keine Schwangerschaft ein, geht der Gelbkörper zugrunde und beide Hormone (Östrogen + Progesteron) sinken beide zum Tiefpunkt. Jetzt beginnt die Menstruation, bei welcher die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut ausgestoßen wird (= Blutung). Ein neuer Zyklus beginnt!*

*Im Falle einer Schwangerschaft bleibt der Gelbkörper funktionsfähig und die Progesteronkonzentration hoch.

Diese Hormone steuern also den Ablauf unseres Zyklus. Ob dieser Vorgang so gesund und geplant abläuft, hängt aber mit der richtigen Konzentration der beschriebenen Hormonwerte zusammen und diese werden eben noch von anderen Hormonen beeinflusst.

Good to know: Wenn der Körper das Gefühl hat, in den Überlebensmodus wechseln zu müssen (z.B. bei zu hohen Cortisolwerten oder zu wenig Nahrungszufuhr), dann wird er die Produktion von FSH und LH einstellen — d.h. es wird kein Zyklus stattfinden oder es kommt zu Zyklusunregelmäßigkeiten oder gar -ausfällen
(= Amenorrhoe). Eine Schwangerschaft ist für den Körper nämlich nur dann möglich, wenn wir uns “sicher” fühlen und gesund sind.


Testosteron:
Hat oft den Ruf als “männliches” Hormon, wobei das gar nicht stimmt! Zum einen produziert auch jeder weibliche Körper (wenn auch weniger) Testosteron und zum anderen brauchen wir es genauso wie die anderen Hormone. Testosteron wird in den Nebennieren und den Eierstöcken hergestellt und ist für unsere Knochendichte, Muskelmasse und die Libido essentiell.

Krasser Fakt (den ich auch erst neu entdeckt habe!): Unser Körper kann Testosteron in Östrogen umwandeln (= Aromastase). Das kommt daher, weil Testosteron ein Grundbaustein vom Östrogen ist und die beiden Hormone quasi zusammengehören. Problematisch wird es, wenn unser Körper zu viel Testosteron in Östrogen umwandelt und sich daraus ein Östrogenüberschuss oder eine -dominanz entwickelt. Das kann durch Übergewicht, chronischen Stress, bei einem Progestronmangel oder durch eine zu hohe Leberbelastung passieren. Unsere Leber ist nämlich auch dafür verantwortlich überschüssiges Östrogen abzutransportieren!

Cortisol aka das Stresshormon:
Wir alle kennen und verurteilen es - aber nicht ganz zurecht! Cortisol wird ebenso wie das Testosteron in unseren Nebennieren gebildet und freigesetzt. Es hat einen eher schlechten Ruf (dazu gleich mehr) aber tatsächlich ist auch es lebensnotwendig! Es reguliert nicht nur unseren Blutzuckerspiegel und die Energieversorgung des Körpers, sondern schützt uns auch vor Gefahren. Bei Stress muss man auch zwischen dem negativen (Distress) und dem positiven (Eustress) unterscheiden. Während der Distress langfristig zu körperlichen / chronischen Schmerzen, Überbelastung, Anspannung und Abnahme der Lebensfreude führen kann, kann der Eustress uns kurzfristig helfen konzentrierter, fokussierter und leistungsstärker zu sein. Er gibt uns einen (oft nötigen) Motivationsschub.

Cortisol ist also im gewissen Maße gut für uns, sollte aber nicht Überhand nehmen. Der Cortisolwert ist am Morgen am höchsten und Dinge wie Kaffee, Sport oder Handykonsum treiben unseren Cortisolspiegel noch weiter in die Höhe, was dann zu Gewichtszunahme, Darmstörungen, schlechter Haut und… Zyklusproblemen führen kann! Produziert der Körper zu viel Cortisol, vernachlässigt er die Produktion anderer wichtiger Hormone (zB Progesteron) was dann eben zu einem Hormonungleichgewicht führen kann. 2. Cholesterin: Auch dieses Hormon hat einen eher schlechten Ruf - vor allem unter Fleischessern. Aber …

Fun (not so fun) fact: Der Cholesterinwert ist ebenso genetisch bedingt und kann auch bei veganer Ernährung dauerhaft erhöht sein (wie zB bei mir). In diesem Fall lässt es sich nicht selbstständig durch eine angepasste Ernährung oder mehr Bewegung kontrollieren. Aktuell gibt es neue Diskussionen darüber ob die Normwerte für Cholesterin überhaupt ein “richtiger” Parameter sind, da Cholesterin auch im höheren Bereich nicht schädlich für uns ist.

Cholesterin ist für unseren Hormonhaushalt daher essentiell, weil es Grundstein für bisher alle genannten Hormone ist. Außerdem ist es die Vorstufe für Vitamin D (was übrigens auch ein Hormon und kein Vitamin ist - mehr dazu unten 👇🏽) und schützt bzw. unterstützt unsere Zellwände.

Vitamin D (ja, es ist wirklich ein Hormon):
Hergestellt durch Sonneneinstrahlung (UV) und Cholesterin reguliert es unseren Calcium- und Posphathaushalt und stärkt damit auch unsere Knochen. Zudem stärkt es unser Immunsystem, die Darmgesundheit, die Muskeln und beeinflusst unsere Stimmung. Wir alle kennen womöglich das Stimmungstief, welches vor allem im dunklen Herbst und Winter auf uns zukommt. Nicht umsonst wohne ich auf Zypern! 😃 Wie die anderen Hormone ist das Vitamin D in fast allen Körperzellen vorhanden und wird vom Körper selbst gebildet. Ursprünglich dachte man jedoch, dass es ein Vitamin ist, weil es auch durch die Nahrung aufgenommen werden kann. Ist dein Vitamin D-Wert also im Keller (wortwörtlich haha), kann das auch zu Zyklusstörungen bzw. einem Hormonungleichgewicht führen!

Schilddrüsenhormone (T3 + T4):
Wie der Name schon vermuten lässt, werden T3 und T4 in der Schilddrüse gebildet. T3 (= Trijodthyronin) reguliert unseren Stoffwechsel und steuert den Energieverbrauch. T4 ist eine Speicherquelle und wird nach Bedarf in T3 umgewandelt. Ist unsere Schilddrüse zu viel oder zu wenig aktiv, kann das zu einer Über- oder Unterfunktion führen und folglich auch unseren Zyklus beeinflussen. Progesteron zB fördert die Aktivität von T3 und bei einem Mangel, kann es zur Unterfunktion kommen (und vice versa). Auch für unsere Gebärmutterschleimhaut und unsere Eierstöcke (v.a. den Eisprung) benötigen wir die Schilddrüsenhormone, die leider aber auch durch zB zu viel Cortisol gehemmt werden.

Insulin:
Dieses Hormon ist für die Regulierung unseres Blutzuckerspiegels verantwortlich. Bei einem gesunden Menschen sorgt es dafür, dass der Einfachzucker (aufgenommen durch die Nahrung) in Energie umgewandelt und damit den Blutzucker im Blut gesenkt wird. Ist dieser Vorgang gestlrt, kann es zu Diabetes kommen - man unterscheidet hier 2 Typen:

  • Diabetes Typ 1: Hierbei handelt es sich um eine meist angeborene oder in der Kindheit / Jugend entwickelte Autoimmunkrankheit, bei welcher der Körper nicht genug oder gar kein Insulin herstellen kann, weil die Bauchspeicheldrüse sie fälschlicherweise zerstört. Folglich kann der aufgenommene Zucker nicht in die Zellen transportiert werden (wo er in Energie umgewandelt wird) und verbleibt damit im Blut (= konstant zu hoher Blutzuckerspiegel).

  • Diabetes Typ 2: Bei dieser Form reagiert der Körper irgendwann kaum mehr auf das produzierte Insulin und kann folglich auch hier die aufgenommene Glukose (= Zucker) nicht mehr in die Zellen schleusen. Es entsteht also eine “Insulinresistenz” welche durch Übergewicht, zu wenig Bewegung oder sehr ungesunder Ernährung entstehen kann - auch eine genetische Veranlagung ist möglich.

Auch im Zyklus spielt es eine wichtige Rolle da sowohl Östrogene als auch Progesterone die Insulinempfindlichkeit beeinflussen. So kann ein hoher Östrogenwert (1. Zyklushälfte) die Empfindlichkeit erhöhen, was dazu führt, dass der Zucker besser verstoffwechselt wird (= weniger Wassereinlagerungen, ggf. Gewichtsverlust). Andererseits reagiert unser Körper bei zu viel Progesteron (2. Zyklushälfte) weniger empfindlich und das führt zu einem höheren Blutzuckerspiegel und Glukose-Spikes (= Heißhungerattacken, Wassereinlagerungen, ggf. Gewichtszunahme).

Wissenswert: Bei der Hormonstörung PCOS (= Polycystic Ovary Syndrome) kommt es nicht selten zur Insulinresistenz (in etwa bei 50-75%) und andersrum kann eine (bereits bestehende) Insulinresistenz auch zu PCOS führen!

Melatonin:
Absolutes “must-have” für einen guten Schlaf und gesunden Hormonhaushalt! 💫
Das “Schlaf-Wach-Hormon” wird in einer kleinen Drüse im Gehirn in Abhängigkeit von der Lichtzufuhr durch unsere Augen, gebildet. Das heißt: Je mehr Licht (vor allem Tageslicht) wir aufnehmen, je weniger Melatonin wird gebildet und desto wacher fühlen wir uns. Das Melatonin wird in der Dunkelheit produziert, weshalb es vermehrt abends ausgeschüttet wird und mit dem Schlaf seinen Höhepunkt erreicht. Da es die Freisetzung des GnRH (siehe Punkt 1) beeinflusst, hat es zeitgleich auch Einfluss auf den Zyklus. Wird zu viel oder zu wenig Melatonin ausgeschüttet (zB bei Schichtarbeit oder zu viel künstlichem Licht) kann das zu einem verspäteten Eisprung oder anderen Zyklusbeschwerden führen. Je ausgeglichener der Melatoninspiegel desto qualitativer die Eizelle und damit auch eine eine höhere Fruchtbarkeit.

Wie du jetzt weißt: Unser Körper wird von den verschiedensten Hormonen gesteuert und alle wirken in Abhängigkeit miteinander - auch wenn uns das oft nicht immer bewusst ist! Falls du also Zyklusstörungen hast, liegt das nicht zwingend “nur” am Östrogen- oder Progesteronwert, sondern kann seine Ursache auch bei anderen Hormonen haben. Aus diesem Grund ist es wichtig sich ein GANZHEITLICHES Bild von seinem Hormonhaushalt zu machen und sich selbst in die Thematik einzulesen! 💡


Meine Buchempfehlungen zur Thematik:


Diese Informationen stammen aus eigenem Wissensschatz und folgenden Quellen:
https://www.frauenaerzte-im-netz.de/koerper-sexualitaet/zyklus-hormone/
Chat GPT inkl. dessen verwendete Quellen:
Guyton, A. C., & Hall, J. E. (2016). Textbook of Medical Physiology (13th ed.). Elsevier.
Köhrle, J. (2007). Schilddrüsenhormone: Wirkung, Regulation und Stoffwechsel. Deutsche Medizinische Wochenschrift, 132(49).
Reiter, R. J., Tan, D. X., & Rosales-Corral, S. A. (2014). The role of the pineal gland and melatonin in reproduction. Current Opinion in Endocrinology, Diabetes and Obesity, 21(6), 439-445.
Dunaif, A. (1997). Insulin resistance and the polycystic ovary syndrome: Mechanism and implications for pathogenesis. Endocrine Reviews, 18(6), 774–800.
Zeng, X., Xie, Y. J., Liu, Y. T., Long, S. L., & Mo, Z. C. (2020). Polycystic ovarian syndrome: Correlation between hyperandrogenism, insulin resistance and obesity. Clinica Chimica Acta, 502, 214-221.
Link zur aktuellen Studie: Springer Lin
k: PCOS und Insulinresistenz.
Holick, M. F. (2007). Vitamin D deficiency. The New England Journal of Medicine, 357(3), 266–281.
Claustrat, B., Brun, J., & Chazot, G. (2005). The basic physiology and pathophysiology of melatonin. Sleep Medicine Reviews, 9(1), 11-24.
Kim, C., Newton, K. M., & Knopp, R. H. (2002). Gestational diabetes and the incidence of type 2 diabetes. Diabetes Care, 25(10), 1862–1868.
Chrousos, G. P. (2009). Stress and disorders of the stress system. Nature Reviews Endocrinology, 5(7), 374–381.
Teede, H. J., Misso, M. L., Deeks, A. A., et al. (2018). Recommendations from the international evidence-based guideline for the assessment and management of PCOS. Human Reproduction, 33(9), 1602–1618.

Weiter
Weiter

Winterliche Quinoa Bowl mit Ofengemüse und Zitrusnoten (☀️)