“Zyklisch leben” — Wie starte ich?

Vor in etwa 7 Jahren habe ich die Pille abgesetzt und seitdem hat sich mein Leben sehr verändert. Über meinen “Post-Pill”-Verlauf der ersten 5 Jahre habe ich mal eine Podcastfolge aufgenommen — du kannst sie dir hier gerne anhören.

Es mussten nun weitere 2 Jahre vergehen (Stand: Anfang 2024) bis ich meinen Zyklus angefangen habe zu verstehen. Klar, ich denke jeder Frau ist irgendwo bewusst - man lernt es ja auch in der Schule - was während des Zyklus so passiert. Aber so richtig verstanden habe ich es trotzdem nie. Woran genau merke ich, in welcher Zyklusphase ich bin? Wie kann ich überhaupt feststellen, dass meine Hormone im Gleichgewicht sind? Was zeigt mir mein Körper?

Fragen, zu denen ich zu lange keine Antwort hatte — und vielleicht geht es dir ja ähnlich. Spoiler: Die Lösung lag aber immer vor mir, ich habe nur nicht genau hingesehen.

Mein Vorsatz für dieses Jahr war ganz klar: meinen Körper besser kennen (und auch wieder lieben) lernen. Außerdem meine Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen, denn die waren seit dem Absetzen aus diversen Gründen (darüber spreche ich in der verlinkten Podcastfolge näher) so gar nicht mehr “balanced”.

Was habe ich also gemacht?

  1. Ich habe angefangen meine Körpertemperatur wirklich jeden Tag zu messen (davor habe ich darauf nicht wirklich geachtet weil ich dachte, dass es jetzt vermutlich eh nicht viel aussagt). Ich nutze hierfür ein normales Thermometer mit 2 Dezimalstellen (wichtig!) und trage die Werte dann in die zugehörige App ein. Mittlerweile gibt es auch Thermometer die direkt mit einer App verknüpft sind — am Ende kannst du hier die Variante wählen, die für dich besser klappt. Die Messung sollte bestmöglich zur gleichen Zeit passieren — also zB immer direkt beim Aufstehen um 06:00 morgens. Die Temperaturumschwünge helfen dir dabei, deinen Eisprung und auch den Start deiner Periode auf den Tage genau (+ / -) zu ermitteln!

  2. Der wohl wirklich bedeutendste Schritt war: hinhören. Was will mir mein Körper sagen? Tja… fun fact: Ganz schön viel. 😀 Ein Körpergefühl zu entwickeln bedeutet zu spüren, was der eigene Körper dir sagen will. Da er ja nicht reden kann, zeigt er es uns durch unterschiedlichste Dinge — auch Krankheiten sind immer ein Anzeichen für “irgendwas stimmt nicht”! Beispielsweise fühle ich mich vor meiner Periode körperlich sehr erschöpft wobei ich mental noch super produktiv bin. Während meiner Menstruation hab ich oft schlaflose Nächte weil mir so viele neue Ideen im Kopf herumschwirren. Während meines Eisprungs habe ich mehr Lust auf GV, ich fühle mich energiegeladener aber meine Haut wird trocken als auch sensibel und meine Verdauung spielt verrückt (usw).

  3. Neben der App — in der ich auch meine Periode vermerkt habe — habe ich dann auch noch angefangen ein Zyklustagebuch zu führen um all meine Erkenntnisse aus Punkt 2 festzuhalten. Denn auch wenn ich so langsam immer mehr Verständnis für meinen eigenen Körper entwickelt habe, so hab’ ich die ganzen Eindrücke nirgends vermerkt und konnte so gar kein “big picture” kreieren. Aus “ich merk mir das schon” wurde also dann eine genaue Symptom-Analyse. Glaub mir: es wird sehr spannend, wie sich die Hormonveränderungen nach außen zeigen und wie krass bestimmte Umstände einen ganzen Zyklus verändern können. Jedenfalls habe ich dann neben der Temperatur auch immer meine Symptome aufgeschrieben — körperlich und mental. Die ersten Monate habe ich hier noch kein exaktes Muster erkannt* aber nach und nach haben sich gewisse Dinge wiederholt.

    *Randnotiz: Tatsächlich ist jeder einzelne Zyklus individuell. Es gibt gewisse sich wiederholende Symptome und fixierte Anzeichen (wie zB auch die Veränderung des Zervixschleims) aber trotzdem kannst du dich in jedem Zyklus anders fühlen. All das wird von ganz vielen verschiedenen Umständen beeinflusst — zB durch Reisen, Krankheiten, Stress, Ernährung, Bewegung, mentaler Zustand, Wetter uvm.

    Jede einzelne Zyklusphase bringt gewisse Veränderungen mit sich! So individuell aber eben der einzelne Zyklus ist, so ist auch jede Frau individuell. Nicht jeder hat die gleichen Symptome und das ist völlig normal. Was also am allerwichtigsten ist: den EIGENEN Körper kennenlernen.

  4. Natürlich habe ich mich auch umfassend zu dem Thema “weiblicher Zyklus” und “zyklisch leben” eingelesen. Mein absoluter Favorit wenn es um Bücher geht, ist das “Period Power” Buch von Maisie Hill. Das Buch ist auf Englisch und ich würde es so auch zu 100% jedem empfehlen aber es gibt bereits auch eine deutsche Übersetzung! Hier weiß ich jedoch nicht, inwiefern der originale “vibe” rüberkommt — denn das Buch ist einfach SO gut beschrieben. Ich würde behaupten jeder, der es gelesen hat, hat bereits ein großes Wissen und Verständnis über den Zyklus aufgebaut und das sogar noch mit einer großen Portion Humor und Nahbarkeit.

  5. Hormonwerte checken lassen. Ein ebenso großer Tipp von mir, denn du solltest natürlich sichergehen, dass deine Hormone im Gleichgewicht sind. Falls sie das nicht sind und du weißt, dass du zB eine Östrogendominanz hast, dann wirst du auch anders mit deinem Körper umgehen müssen. Klarheit ist hier aber der goldene Gral! Nur so gelingt es dir dein Leben deinen Hormonen anzupassen bzw. dein Leben so zu drehen, dass du deine Hormone wieder ins Gleichgewicht bekommst. Bei mir hat es diese 2 Jahre (Stand jetzt) gedauert bis sich meine Werte wieder in den Normbereich hin, geändert haben — das braucht seine Zeit, aber es lohnt sich!

Okay, die 5 Punkte habe ich jetzt angewendet aber wie passe ich jetzt mein Leben daran an?

Unter “zyklisch leben” verstehe ich (!) 3 an den Zyklus angepasste Bereiche: mentales Wohlgefinden, Sport und Ernährung. Das heißt je nach Zyklusphase und meinen eigenen Symptomen habe ich ein paar grundsätzliche Anpassungen gemacht. Im Grunde ergibt sich das automatisch während du deinen Körper kennenlernst.

Beispiel: Bevor ich meinen Zyklus verstanden habe, habe ich mich in der 2. Zyklushälfte körperlich total aufgebläht und schlapp gefühlt. Mental war ich zwar, wie bereits erwähnt, produktiv aber suuuper selbstkritisch. Egal was ich im Spiegel gesehen habe oder was ich “auf Papier” geleistet habe — es war nicht gut genug. Ich war mit meinem Aussehen und meinem Tun so unzufrieden, sodass ich deswegen geweint habe und mit Zwang versucht habe dafür eine Lösung zu finden: mehr Sport zu machen, meine Ernährung kontrollieren und noch mehr in Social Media versinken um mir “Inspo zu holen”. Alles falsch gemacht!

Zugegeben — ich fühle mich nach wie vor so
(”zyklisch leben” ist keine Lösung, sondern ein Lifestyle!) aber ich weiß jetzt wie ich damit besser umgehen kann. Anstatt mich körperlich noch mehr auszulaugen oder mich bei der Ernährung einzuschränken (sowieso niemals die Lösung!), habe ich genau hingehört was mein Körper wirklich möchte und braucht. Mir geht es zB viel besser, wenn ich etwas zurückschraube, auch wenn ich gerade an mir zweifle. Das ist total normal! Diese Gefühle muss man aushalten können und sie als Motivation nehmen, sich selbst gut zu behandeln. Gerade wenn ich so selbstkritisch bin, ist Instagram & Co ein totales Gift für mich. Natürlich sind Soziale Medien eine Inspirationsquelle aber nicht in der Zeit, in der man so einen scharfen Blick auf sich selbst hat. Damit tut mans ich faktisch einfach nichts Gutes. Also deshalb gilt: mehr Zeit in Selfcare investieren und das Handy öfter weglegen. Anstatt stundenlang durch Instagram zu scrollen, schnappe ich mir lieber mein Buch und lese — in den Spiegel schaue ich auch weniger denn “wenn man (nach Fehlern) sucht, wird man auch fündig.”

Kurz zusammengefasst: Bevor du dein Leben an deinen Zyklus anpassen kannst, musst du deinen Körper bzw. deinen Zyklus kennenlernen und verstehen. Versuche also zuerst die genannten 5 Punkte umzusetzen und eigene Muster zu erkennen und auch schon herauszufinden, was dir in den einzelnen Phasen gut tut bzw. gut tun würde. Es ist ein Prozess - der wie die Persönlichkeitsentwicklung - nie zu Ende geht. Fang klein an und glaub mir: du wirst dich schneller reinfühlen als du denkst! 🥰 Dieses Gefühl ein wirkliches Team mit deinem Körper zu sein, ist so krass viel wert! Vor allem in einer Zeit in der wir fast ausschließlich dazu gedrillt werden irgendwas an uns zu ändern und damit gegen uns selbst zu arbeiten…

Fühl dich umarmt,
deine Simona ♥️

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